Was ist eigentlich Schlittenhundesport?
Den Schlittenhundesport gibt es in Deutschland seit ungefähr 50 Jahren. Er wurde früher betrieben mit den FCI anerkannten Schlittenhunderassen Siberian Husky, Samojede, Alaskan Malamute und Grönlandhunden. Vor kurzem kam noch eine fünfte hinzu – der Jakutische Laika.
Seit einigen Jahren wird er auch zunehmend von verschiedenen Vereinen ausgeübt mit Jagdhunden und Mischlingen, die mit Schlittenhunden verpaart wurden. Im Winter wird er mit dem Schlitten, in den schneefreien Zeiten mit dem Trainingswagen auf Rädern ausgeführt.
Die Schlittenhunde sind im Laufe der Jahrhunderte zu Zugtieren gezüchtet worden, um den Menschen in den arktischen Gebieten bei der Jagd oder dem Transport jeglicher Gegenstände zu unterstützen. Dabei wurde darauf geachtet, dass nur die kräftigsten, ausdauerndsten und menschenfreundlichsten Hunde weitergezüchtet wurden. Bei der Ausübung des Schlittenhundesports handelt es sich daher um die artgerechte Auslastung von sehr laufwilligen und arbeitsstarken Hunden.
Wie wird dieser Sport ausgeübt?
Meistens ist es so, dass der Musher (so wird der Schlittenhundeführer genannt) mit seinem Team einen nahe gelegenen Wald aufsucht. D. h., der Musher hat seine Hunde im Auto oder Hänger, in dafür geeigneten Boxen, und dazu noch ein Trainingsgefährt. Wenn der geeignete Platz zum Einspannen der Hunde erreicht ist, wird zuerst der Trainingswagen / Schlitten an einem Baum oder dem Auto befestigt.
Wenn noch kein Schnee liegt, wird mit dem Trainingswagen trainiert. Der Wagen ist ein drei- oder vierrädriges stabiles Gefährt. Die Räder sind mit Trommel-, Scheiben- oder Hydraulikbremsen ausgerüstet, damit jederzeit der Wagen abgebremst werden und schnell zum Stehen kommen kann. Der Wagen wiegt je nach Gespanngröße zwischen 30 und 80 kg. Er ist ausgestattet mit einer Transportfläche, um ggf., Hunde, die sich auf der Strecke verletzt haben, mitzunehmen.
Trainingsvorbereitung
Zu Beginn des Trainings wird zuerst der Trainingswagen/ Schlitten an einen Baum oder dem Auto befestigt.
Meistens geschieht das durch eine Leine, die aus sehr starkem Seil oder Stahlseil besteht und durch einen Haken zu ent-ichern ist. Nachdem das Trainingsgerät gesichert ist, wird die Zugleine ausgelegt. Die Zugleine ist mit dem Trainingsgerät verbunden und besteht aus hochreißfestem PE-Seil und dient zum Einspannen der Hunde. An dieser Zugleine werden die Hunde paarweise nebeneinander am Halsband und dem Geschirr eingehakt. Wenn alles soweit vorbereitet und gesichert ist, werden die Hunde einzeln aus den Boxen im Auto geholt und an der Zugleine befestigt. Bei größeren Teams ist meistens noch ein Helfer dabei, der die Hunde während des Einspannes festhält. Da der Schlittenhund sehr viel Freude am Laufen und Ziehen hat, stehen die Hunde meistens in freudiger Erwartung in Fahrtrichtung und haben alle Sinne auf ihren Musher gerichtet, um zur rechten Zeit das Startkommando umzusetzen.,
Training
Bei größeren Gespannen fährt ein Helfer meistens als sog. Ballast auf dem Trainingsgerät mit, um gegebenenfalls Hilfestellung zu leisten, wenn es einmal zu Problemen kommt (unebene Strecken, nicht einsehbare Kurven, Wegkreuzungen usw.). So muss der Musher nicht einmal das Trainingsgerät verlassen und hat sein Team immer unter absoluter Kontrolle. Die Trainingsgeräte sind je nach Beschaffenheit mit leistungsfähigen Bremsen, Notleine zum zusätzlichen Absichern der Hunde und Feststellbremse zum Sichern, falls der Musher einmal das Trainingsgerät verlassen muss, ausgestattet.
Da die Hunde am Halsband und dem Geschirr mit der Zugleine verbunden sind, ist es fast unmöglich, dass ein Hund das geschlossene Team verlassen kann und frei herumläuft. Die Musher achten genau auf den Zustand und die Qualität des Equipments, da ihnen die Sicherheit ihrer Hunde das Wichtigste ist. Sollte es zu einer Begegnung mit Mensch und/oder Tier kommen, ist es meist der Musher, der dieser Situation ausweicht. Meistens wird das Gespann am Rand geparkt, festgehalten und die Person mit oder ohne Tier kann passieren. Oder man sucht eine Möglichkeit vor dem Zusammentreffen in einen anderen Weg auszuweichen.
Der Schlittenhundesport kann und soll nur im Einklang mit der Natur ausgeübt werden und die Sportler sind ständig bemüht einen freundlichen Umgang mit anderen Waldbesuchern zu pflegen. Dies beinhaltet auch das Vermeiden jeglichen Lärms und Unruhe im Wald. Sind die Hunde auf der Strecke, hört man nur das gleichmäßige Hecheln der Hunde, welches noch kein Tier zur Flucht veranlasst hat. Da die Hunde bei ihrer Arbeit sehr konzentriert sind, registrieren sie meistens Wild gar nicht oder erst wenn es schon längst passiert wurde.
Das Team wird nur auf Zuruf gelenkt, Sonstige Hilfsmittel wie Peitschen usw. sind nicht erlaubt und auch im Sport verboten. Vorne im Team laufen deshalb nur die bestausgebildeten Hunde, die jedes Kommando hervorragend beherrschen und ihrem Musher gehorchen. Diese Hunde haben eine ganz besondere Bindung zu ihrem Herrchen und würden fast alles für ihn tun. Solche Hunde werden „Leader“ genannt und sind der Stolz eines jeden Mushers.
Oftmals ist es so, dass man Leute im Wald trifft, die voller Bewunderung und Begeisterung dieses Treiben beobachten. Meistens hat man dann auch die Zeit den Leuten die eine oder andere Frage zu beantworten, oder eine kleine Geschichte zu erzählen. Soviel Zeit hat fast jeder Musher, und die meisten nehmen sich auch die Zeit, denn so bietet sich die Gelegenheit, gleich ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten und viele Leute denken danach anders über den Schlittenhundesport und die Hunde.
Trainingsende
Nach der Trainingsrunde im Wald steuert man wieder seinen Parkplatz an. Das Trainingsgerät wird wieder am vorherigen Platz gesichert und die Hunde werden ausgiebig belohnt. Nach getaner Arbeit bleiben die Hunde noch eine gewisse Zeit eingespannt um Wasser zu trinken und den Puls und die Atmung wieder auf einen niedrigen Level zu bringen. Haben sich die Hunde regeneriert, werden sie wieder einzeln ausgespannt und in ihre Boxen gebracht. Jeder Hund separat, damit keiner frei herumlaufen kann.
Sollte doch einmal etwas Unvorhergesehenes passieren und es entsteht ein Schaden durch die Hunde oder das Trainingsgerät, so hat jeder Musher eine besondere Hundehalterhaftplicht, die speziell für Musher konzipiert wurde und alle Schäden übernimmt, die durch die Hunde und oder das Trainingsgerät verursacht wurden. Diese besonderen Versicherungen sind im Schlittenhundesport Pflicht und werden von den Mushern schon zur eigenen Absicherung eingehalten.