Mit Schlittenhunden kann man ganz verschiedene Sportarten betreiben. Wir konzentrieren uns hier aber auf die verschiedenen Arten des Zugsports mit Schlittenhunden.
Die Schlittenhunde sind Rassen, die von ihren Besitzern im Laufe der Jahrhunderte als Arbeitstiere gehalten und gezüchtet wurden. Vornehmlich in den nordischen Regionen gab es früher keine andere Möglichkeit der Fortbewegung bzw. des Transportes, ausgenommen vielleicht mit Rentieren.
In der heutigen Zeit ist dem Schlittenhund die Arbeitsmöglichkeit genommen worden. Sei es, dass Motorschlitten seine Aufgabe übernommen haben oder aber der Hubschrauber, der in unwirtliche Gegenden eingesetzt werden kann. So hat der nordische Hund innerhalb kürzester Zeit seine Hauptaufgabe verloren.
Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts entdeckte die Modebranche die Schlittenhunde und es gab kaum einen Katalog, in dem keine Huskies abgebildet waren. Durch seine blauen Augen und dem treuherzigen Blick wurde er schnell zum Liebling von Hundehaltern. Auch heute noch fasziniert er den Menschen und zieht viele in seinen Bann. Wenn man sich entschlossen hat, einen Schlittenhund anzuschaffen, bedeutet dies, dass man die nächsten 10 bis 16 Jahre mit dem Hund verbringen will. Da, wie bereits beschrieben, diese Hunde als Arbeitstiere gezüchtet wurden, verlangt der nordische Hund mehr nach Beschäftigung und Bewegung als so manch andere Rasse.
Daher hier einige Ratschläge, wie man den Schlittenhunden gerecht wird.
Vorweg sei noch gesagt, dass bei allen Tätigkeiten, die mit dem Hund ausgeführt werden, dieser nicht am Halsband angeleint sein soll, sondern an eigens dafür angefertigten Geschirren. Bei den Geschirren gibt es die Zuggeschirre für Zugtätigkeiten und die Brustgeschirre, die zum Spazierengehen, Wandern und Radfahren geeignet sind. Gerade für diese Betätigungen besteht die Möglichkeit, sich einen Bauchgurt umzuschnallen, an dem man die Hundeleine einklinken kann. Man hat dann die Hände frei für andere Sachen. Beim Radfahren bietet sich der Bauchgurt ebenso gut an, weil der Hund besser unter Kontrolle ist, als wenn die Leine direkt am Fahrrad befestigt ist.
Man sollte auch auf jeden Fall die Temperatur beachten, wenn man sich sportlich mit dem Hund betätigt. Zwar kann der Schlittenhund Temperaturunterschiede zwischen -40 Grad und +30 Grad besser verkraften als manch anderer Artgenosse, doch bei sportlichen Aktivitäten sollte die Grenze bei 15, maximal 18 Grad liegen. Das bedeutet in den Sommermonaten, entweder früh am Morgen oder spät am Abend etwas mit dem Hund zu unternehmen.
Sport mit ein bis zwei Hunden
Wandern und viel Bewegung
Die einfachste Möglichkeit für alle Hundebesitzer ist der Spaziergang oder das Wandern mit dem Hund. Ist ein Spaziergang in der Regel nach etwa 1 – 2 Stunden beendet, kann eine Wanderung durchaus den ganzen Tag oder noch länger dauern. Hierfür gibt es im Fachhandel auch Hundepacktaschen, die dem Hund angelegt werden können. Er kann darin Proviant oder Ähnliches bis zu einem Drittel seines Körpergewichts tragen.
Da Huskies generell an der Leine geführt werden sollten, weil sie einen ausgeprägten Jagdinstinkt haben, kann man dem Hund ausreichende Bewegung in vielen Hundeausläufen verschaffen und hat die Möglichkeit, dort mit seinen Artgenossen nach Lust und Laune herumzutollen. Vielerorts ist das mittlerweile die einzige Möglichkeit den Hund noch frei laufen zu lassen, da immer mehr Gemeinden, Städte und Kommunen die Leinenpflicht eingeführt haben.
Laufen oder Joggen / Canicross
Hier bietet sich der Bauchgurt an, an dem man die Leine einklinkt. Da die Geschwindigkeit sich gegenüber dem Wandern steigert, sollte bereits an einen Ruckdämpfer gedacht werden, der zwischen Leine und Hund zum Einsatz kommen sollte.
Ein Ruckdämpfer soll verhindern, dass sich bei einem loslaufenden Hund der Ruck direkt überträgt und zum abrupten Abbremsen führt. Möglicherweise kann bei schlechtem Equipment der Karabiner brechen oder die Leine reißen und der Hund ist dann auf und davon. Durch den Ruckdämpfer wird dieser Ruck gemildert. Es gibt im Fachhandel extra dafür angefertigte Modelle, die separat an der Leine befestigt werden können oder bereits in der Leine eingebaut sind. Das stürmische Anfangstempo wird sich nach den ersten Kilometern legen (ja nach Trainingsgrad des Hundes) und dann kann der Hund ausdauernd mit seinem Menschen die Strecken zurücklegen.
Ideal ist dies für ältere Hunde aus dem Gespann, die sich darüber freuen, dass sie noch weiter sportlich eingesetzt werden, da sie noch über die Kraft und Ausdauer verfügen, aber meistens für ein Gespann nicht mehr die Schnelligkeit bringen, um dort mit den anderen noch mitzuhalten.
Fahrradfahren / Bikejöring
Neben dem Laufen mit dem Hund bietet das Fahrradfahren eine weitere gute Einstiegsmöglichkeit in den Sport. Will man nicht an einem Wettbewerb teilnehmen, bietet sich der sog. „Springer“ an. Es ist ein U-förmig gebogener Stahlrahmen der am Fahrrad an der Sattelschraube befestigt wird und zur Seite hin spiralförmig gedreht ist, was zu einer elastischen Bewegung führt, wenn der Hund dort angebunden wird. Er kann dann neben dem Fahrrad laufen und ist trotzdem mit einer kurzen Leine mit dem „Springer“ verbunden. Diese Befestigung ist jedoch so konstruiert, dass sie bei einer kräftigen Gegenbewegung reißen kann, damit nicht die Gefahr besteht, dass der Hund das Fahrrad umwirft. Durch das eigene Gewicht hat man den Hund beim Radfahren jedoch sehr gut unter Kontrolle. Diese Art des Radfahrens ist allerdings auf den Schlittenhunderennen nicht zugelassen, weil dort der Hund, bzw. die Hunde vor dem Fahrrad laufen müssen.
Beim Radfahren ist der Hund durch eine Leine mit dem Zuggeschirr und dem Fahrrad oder dem Bauchgurt des Mushers verbunden. Dazwischen wird noch ein Ruckdämpfer eingefügt, der den Ruck beim Anfahren mildern soll. Das Tier wird hierbei nur durch Zuruf gelenkt. In einer Gefahrensituation hat man es jederzeit unter Kontrolle. Unterhalb des Lenkers ist eine Vorrichtung angebracht, die die Leine über dem Vorderrad hält. So wird vermieden, dass bei einem plötzlichen Halt des Hundes die Leine in das Vorderrad gerät und sich dort um die Achse wickeln kann, was einen sofortigen Stopp des Rades zur Folge hätte. In diesem Moment setzen Fliehkräfte ein, die selbst den Kräftigsten aus dem Sattel heben. Daher wir auch empfohlen, dass auf jeden Fall ein Helm aufgesetzt wird. Das Tier muss immer vor dem Rad laufen. Bei Rennen ist es verboten, den Hund hinter dem Fahrrad herzuziehen. Das hätte eine Disqualifizierung nach sich. Da der Hund hier eine Zugarbeit verrichten soll, soll das Radfahren nur unterstützend wirken.
Hat man zwei Hunde, die auf die Kommandos hören, können sie auch beide zusammen vor dem Rad eingesetzt werden. Dabei ist allerdings auf gutgängige Bremsen zu achten. Es gilt stets zu bedenken, dass jeder Hund das Fünffache seines Körpergewichtes ziehen kann.
Dogscooter – Zugsport mit dem Roller
Wem das Fahren mit dem Rad gefällt, der möchte vielleicht auch einmal probieren, wie es ist, wenn die Hunde wirklich arbeiten müssen. Dogscooter fahren ist für Hunde und Menschen gleichermaßen anstrengender als Fahrradfahren, macht dafür aber auch viel Spaß.
Geeignet ist ein Dogscooter ebenfalls für ein bis zwei Hunde. Hier muss man aber schon etwas tiefer in die Tasche greifen, um einen Roller zu erwerben, der auch für den Zugsport und für offroad-Gelände geeignet ist.
Skilaufen / Skijöring / Skandinavierklasse
Wie auch beim Joggen bietet sich die Möglichkeit an, im Winter beim Skilaufen seinen Hund mitzunehmen. Er wird ebenso wie bereits oben beschrieben angeleint und an den Bauchgurt genommen.
Früher wurde beim nordischen Stil zwischen Mensch und Hund noch eine Pulka eingesetzt. Das ist ein kleiner, meist geschlossener Transportschlitten von ca. 80 cm Länge. Durch ein Pulkage-stänge ist er dann mit dem Hund verbunden. Links und rechts führt dieses Gestänge am Hund vorbei und endet in eine Rundbogen über der Schulter des Hundes. Der Hund trägt ein spezielles Brustgeschirr, welches an den Seiten mit Karabinern versehen ist. Diese werden an dem Gestänge befestigt, sodass die Pulka nur sehr schwer umkippen kann. Bis zu drei Hunde können so hintereinander eingespannt werden. Dann ist die Pulka aber mit einer Bremse versehen, die vom Läufer betätigt werden kann, wenn es z. B. bergab geht oder in einer Notsituation notwendig ist. Die Pulka kann man bei längeren Skiwanderungen wunderbar mit Proviant oder Ähnlichem füllen. In den skandinavischen Ländern ist diese sportliche Betätigung weit verbreitet und wird auch mit anderen Hunderassen, meist Jagdhunden, ausgeübt.
Sport mit zwei und mehr Hunden
Sport mit dem Trainingswagen
Ab zwei Hunde kann der Sport auch mit einem Trainingswagen betrieben werden. Hierfür werden Geräte der unterschiedlichsten Formen und Gewichte angeboten. Mit einem Dreirad kann man mit 2 – 4 Hunden fahren. Das Dreirad wird allerdings bei einigen Schlittenhunderennen nur noch für 2 oder 3 Hunde zugelassen.
Bei mehreren Hunden kommt der vierrädrige Trainingswagen zum Einsatz. Je mehr Hunde vorgespannt werden, desto schwerer muss der Wagen sein. Schließlich gibt es hier in der offenen Klasse kein Limit für die Zahl der eingespannten Tiere. Bei großen Gespannen laufen schon mal 12 bis 20 Hunde vor dem Gefährt. Das Wichtigste sind hier natürlich die Bremsen und gut geschweißte Verbindungen. Je mehr Hunde eingesetzt werden umso wichtiger ist die Disziplin im Gespann. Ohne ein, zwei gute Leithunde, die die Kommandos des Mushers augenblicklich befolgen, wäre ein Chaos vorprogrammiert. Daher ist es ratsam, ein Gespann langsam aufzubauen und entsprechend aufzustocken. Bei Rennen gibt es verschiedene Kategorien. Die Klasse C wird mit 2 – 4 Hunden, Klasse B mit 4 – 6 Hunden und Klasse A mit 6 – 8 Hunden gefahren, danach gibt es noch die Offene Klasse, bei der es keine Begrenzung bei der Zahl der eingesetzten Hunde gibt.
Die Hunde werden an einer Zentralleine eingespannt. Von dieser Leine gehen jeweils für jeden Hund nach links und rechts eine 60 bis 100 cm lange Verbindung ab, an der sie mit dem Zuggeschirr angeleint werden. In Kopfhöhe ist eine weitere kleine Verbindungsleine, mit der sie am Halsband, welches mit einem Zugstopp ausgerüstet ist, eingeklinkt werden. Der Zugstopp am Halsband ist wichtig, damit es sich nicht zuzieht und so dem Hund die Luft abwürgt. Diese „Neckline“ dient nicht dazu, dass der Hund mit seinem Hals zieht, sondern dazu, dass die Hunde in einer Formation laufen und nicht nach links oder rechts ausbrechen können. Sie würden sonst durcheinanderlaufen und sich so gegenseitig behindern. Auch hier ist zwischen dem Wagen und der Zentralleine ein Ruckdämpfer eingebaut. Teilweise gibt es aber auch Zugleinen, in denen ein starkes Gummiband als Ruckdämpfer eingearbeitet ist.
Die Hunde werden nacheinander eingespannt, immer zwei nebeneinander. Je nach Größe des Gespanns besteht die Zentralleine aus reißfestem Nylonseil. Bei größeren Gespannen ist darin ein Stahlseil eingearbeitet, um ein Reißen der Zentralleine zu verhindern. Denn wenn das geschieht, wäre ein Teil der Hunde auf und davon.
Wichtig ist es, ein Messer dabei zu haben, um notfalls die Leinen in einer Gefahrensituation durchschneiden zu können. Das ist der Fall, wenn es mal zu einer Verwicklung des Gespanns kommt, sei es durch eine Beißerei oder einen Unfall. Dann muss man schnell handeln und die Leinen durchschneiden können.
Die Fahrten mit dem Trainingswagen dienen eigentlich dem Training und den Vorbereitungen für den….
Sport mit dem Schlitten
Im Gegensatz zum Trainingswagen, der unterschiedlich schwer ist, gibt es bei den Schlitten kaum größere Gewichtsunterschiede. Bei der Fahrt mit dem Schlitten gibt es einige gravierende Unterschiede zu den Trainingswagen. Der Schlitten wird durch Gewichtsverlagerung gesteuert. In die Richtung, in die man fahren will, muss man sein Körpergewicht verlagern. Will man nach rechts lenken, muss man sein Gewicht auf die rechte Kufe verlagern und ähnlich wie beim Segeln, seinen ganzen Körper nach rechts verlagern, je nachdem wie scharf man abbiegen will. Umgekehrt ist es, wenn man nach links will. Im Gegensatz zu den Hand- und Fußbremsen bei den Trainings-wagen, gibt es beim Schlitten nur die Bremsmatte und/oder die Krallenbremse. Während mit der Bremsmatte sehr dosiert gebremst werden kann, dient die Krallenbremse dazu, den Schlitten schnell zum Stehen zu bringen. Die Bremsmatte ist meist mit der Zentralleine verbunden und soll die Hunde „dosiert“ abbremsen, während sich die Krallenbremse fest am Schlitten befindet und ihn sowie die Hunde stark abbremst. Kommt der Schlitten zum Stehen, hat man den Schneeanker zur Verfügung um den Schlitten mit den Hunden zum Stehen bleiben zu veranlassen.
Der Schneeanker besteht aus zwei nebeneinander gekrümmten Stahlzinken, die ungefähr eine Handbreit auseinander stehen und mit einem Bügel verschweißt sind. Am anderen Ende sind sie mit einer Öse versehen. Ein Seil wird an der Öse befestigt und mit der Zugleine verbunden, sodass hauptsächlich die Hunde durch den Schneeanker am Weiterlaufen gehindert werden. Dieser Schneeanker wird kräftig in den Schnee getreten. Durch ein kurzes Rucken des Schlittens gräbt er sich in den Untergrund und hält das Gespann fest. Bei größeren Gespannen sind zwei Anker notwendig. Soll die Fahrt weitergehen, wird der Schneeanker am Bügel wieder herausgezogen, entsprechend am Schlitten verstaut und die Fahrt kann weitergehen.
Beim Schlittenfahren ist es notwendig eine Notleine dabei zu haben, die an der Zentralleine befestigt ist und lose in der Hand gehalten wird. Stürzt der Schlitten, kann man die Hunde mittels der Notleine versuchen festzuhalten. Bei größeren Gespannen sollte man sich diese Notleine niemals um die Hand binden. Es gab Fälle, da wurde, durch die Wucht bei einem Sturz mit dem Schlitten, die Hand abgetrennt.
Es empfiehlt sich also, beim Schlittenfahren mit einem kleinen Gespann zu beginnen und nach und nach die Anzahl der Hunde zu erhöhen. In den skandinavischen Ländern werden Schlittenhundetouren angeboten. Dort werden aber auch nicht mehr als 4- 6 Hunde vor den Schlitten gespannt.
Bei den Rennen gibt es unterschiedliche Distanzen zu bewältigen. Bei den Sprintrennen geht es über 5 – 15 km. Bei den middle-distance Rennen werden Strecken zwischen 20 und 50 km zurückgelegt. Dann gibt es noch die longtrail-Rennen mit Strecken über 50 km. Die Bekanntesten sind das Iditarod und Yukon Quest in Amerika, doch auch in Skandinavien und bei uns gibt es solche Rennen. In Deutschland ist es die „Trans-Thüringia“ im Thüringer Wald. Es ist ein Etappenrennen mit Tagesetappen zwischen 25 und 100 km und einer Gesamtlänge von bis zu 425 km, jr nach Schneelage.
Will man solche Strecken fahren, erfordert es schon ein intensives Training mit den Hunden. Alleine um bei der Trans-Thüringia zu starten, sind vorher Trainingseinheiten von 800 bis 1000 km notwendig. Bei den middle- und long distance Rennen ist ein Schlittensack Pflicht, in dem neben Proviant für Hund und Mensch, auch diverse andere Gegenstände ( Booties, Ersatzgeschirre, Extraleine, Erste Hilfe Ausrüstung usw.) verstaut werden müssen. Zusätzlich hat er eine oder zwei Kammern, in denen verletzte oder erschöpfte Tiere mitgenommen werden sollen.
Hier würde die sportliche Betätigung ihren Höhepunkt finden, die vielleicht mal durch einen Spaziergang mit einem Schlittenhund angefangen hat.
Fazit
Gibt es was Schöneres, als sich mit seinen eigenen Hunden in der freien Natur zu bewegen?
Wer vor einem Rennen die unbändige Lust der Hunde am Laufen erlebt hat und während der Fahrt sieht was sie leisten, für den gibt es nichts Schöneres als nach der sportlichen Betätigung in glückliche Hundeaugen zu sehen …